Beeindruckendes Sommerkonzert der Filderharmonie an der Halle:

Leichte und betörende Klänge

Wir sind immer noch im Mozartjahr, und so begann und endete das Sommerkonzert der Filderharmonie im Theater and der Halle mit einer Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart. Den Einstand machte die Concertino-Gruppe für Mozarts Serenata notturna D-Dur, KV 239 allein auf der Bühne, das Streichorchester suchte man - zunächst vergebens. Dirigent Alexander Burda hatte es auf der Empore platziert und mit der räumlichen Entfernung einen spannenden Klangraum geschaffen, in dem die gut aufeinander abgestimmten Solisten Matthias Kinzler, Ute Wickenhäuser, Simone Kopp, Tobias Spribille und Joscha-Patrick Eltrop mit der beschwingt musizierenden Tutti-Gruppe in rokokohafter Leichtigkeit sowohl wetteiferten als auch harmonisch konzertierten.

Mozart im romantischen Kostüm und mit großem Orchester fand dann ganz auf der Bühne statt. Der Meister hätte seine Freude an Tschaikowskys Mozartiana gehabt, der Suite Nr.4 für Orchester aus dem Jahr 1887, hatte er es doch selbst nie unter seiner Würde gefunden, musikalisches Material anderer zu verarbeiten.

Alexander Burda führte die Musiker mit großem Duktus, aber auch feiner Taktgebung durch Tschaikowskys nuancierte Musik und forderte ihnen sowohl großen orchestralen Klang als auch riskanteste Pianissimo-Ausgänge ab. Im letzten Satz kamen nun alle Instrumente, auch die Bläser zu ihrem Solo-Recht und stellten damit erneut die Qualität dieses Liebhaberorchesters unter Beweis.

Dies geschah in ganz besonderem Maße im Mittelteil dieses Abends, der für alle Zuhörer eine Neuentdeckung brachte. Nikolai Mjaskowski, Altersgenosse Arnold Schönbergs und Schüler Rimski-Korsakows, zählt in Russland zu den großen Komponisten. Sein Konzert für Violoncello und Orchester c-Moll op. 66 aber, von Mstislaw Rostropowitsch auf Schallplatte eingespielt, gehört hierzulande zu den großen Unbekannten.

Es ist das Verdienst des Solo-Cellisten Christoph Zantke, der diese Musk über seinen russischen Lehrer kennen gelernt hat, Mjaskowskis Cello-Konzert für die Filderharmonie entdeckt und damit ihrem Publikum zugänglich gemacht hat. Vom Komponisten ursprünglich als "Konzert-Poem" bezeichnet, ist es eher eine Klangdichtung als ein "Konzert" im klassischen Sinne. In immer neuen Farbklangmischungen ist es eine fortströmende Melodie, die den Zuhörer mit sich trägt.

Die sowohl virtuos-expressiven Doppelgriff-Partien des Solo-Cellos als auch die weichen, sanglichen Passagen, häufig von der Holz-Gruppe begleitet, wurden von Christoph Zantke überzeugend interpretiert, nirgendwo zugedeckt vom dennoch satten Orchesterklang. Unter dem behutsamen, jedoch genauen Dirigat von Alexander Burda gab es zupackend-anschwellende Orchestereinsätze und betörend süße Streicher-Kantilenen zu hören.

Den Zuhörern war es nach dem musikalisch reichhaltigen Abend immer noch nicht genug, sie ließen die Musiker nicht ohne Zugabe ziehen, eine spritzige Orchesterbearbeitung eines Klavierstücks von Mussorgski.

Die Kritik der Stadtrundschau Ostfildern vom 20.07.2006 von E. Görg.