Dirigent Alexander Burda verabschiedet sich

Bild von Alexander Burda mit dem Symphonischen Orchester Ostfildern

Alexander Burda schwang in Ostfildern letztmals den Taktstock. Foto: Tom Wellerr - Tom Wellerr

Nach 15 Jahren verabschiedete sich Alexander Burda mit einem beeindruckenden Sommerkonzert als Dirigent des Symphonischen Orchesters Ostfildern

Ostfildern - Die bald vierzigjährige Erfolgsgeschichte des Symphonischen Orchesters Ostfildern manifestierte sich eindrucksvoll am vergangenen Samstag bei dessen Sommerkonzert. Drei unterschiedlichste Werke, zwei Klangkörper zweier Nationen, zwei Solisten, ein Dirigent und eine Dirigentin woben einen spannungsvollen Bogen durch den beeindruckenden Abend im Theater an der Halle.

Nach einer charmanten Begrüßung des bis auf den letzten Platz besetzten Saals durch Alexander Burda, der das Orchester durch die letzten 15 Jahre souverän geleitet hat, erklang das 4. Violinkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart. Der aufstrebend heitere Ton des Konzerts in D-Dur wurde durch ein zügiges Tempo in der Orchesterexposition des 1. Satzes etabliert und von Matthias Kinzler in der solistisch geprägten Wiederholung der Exposition erwidert. Der langjährige, geschätzte Konzertmeister des Orchesters stand nun für die drei Sätze der fröhlichen, überraschungsreichen Rokokokomposition im Rampenlicht des Geschehens.

Besonders überzeugten in seinem solistischen Part die Kadenzen in allen drei Sätzen mit gekonnter Virtuosität in den höchsten Lagen, mit Doppelgriffen, rasanten Läufen und schönem Strich. Im Zusammenspiel spürte man vielleicht ein wenig zu viel dynamische und gestalterische Vorsicht im Orchester, die aber im launigen Charakter des 3. Satzes zugunsten eines fröhlichen Musikantentums fallen gelassen wurde. Die unter Musikern verbreitete Binsenweisheit, dass Mozarts Musik die schwerste überhaupt sei, bewahrheitete sich an diesem Abend aber durchaus. In europäischer Hinsicht sei erwähnt, dass Mozart in diesem Konzert für uns heute kaum noch auszumachende französische und italienische Einflüsse verarbeitete. Nun entstand durch zum Orchester hinzukommende Blechbläser und durch den Auftritt der circa 60 Sängerinnen und Sänger des Pariser Chors Les Mesnilchantants ein prächtiges, symbolträchtiges Bild auf der Bühne.

Erstaunliche Aussprache des Chors

Die musikalische Völkerverständigung berührt eine Woche nach einer denkwürdigen Europawahl. Sie währt bereits seit 15 Jahren, dank freundschaftlicher und beruflicher Verbindungen Alexander Burdas nach Frankreich. Dieser reichte den Taktstock nun an Ludivine Sanchez weiter, der langjährigen Leiterin des Chors, der zusammen mit dem Symphonischen Orchester Ostfildern, teilweise auch nur mit Klavierbegleitung, die bedeutendsten Chorstücke aus Felix Mendelssohns Oratorium Elias zum Klingen brachte, das nebenbei 1846 nicht in Deutschland, sondern von einem englischen Chor und Orchester in Birmingham uraufgeführt wurde. Mit nahezu tänzerischer, aber immer fein ziselierter Körpersprache leitete die Französin das intensive, dramatische Geschehen um das Volk Israel und den Propheten Elias. Erstaunlich war die Aussprache des Chores, jedes Wort ließ sich verstehen. Die in den Chorstücken angelegte vielfältige Farbigkeit vom mächtigen vierstimmigen Tutti im Fortissimo bis zum achtstimmig diffizilen Doppelquartett oder nahezu a cappella gesetzten Quartett im Pianissimo konnte der Chor überzeugend gestalten.

Ganz besonders aber überzeugte die enorm lebendige Ausstrahlung des Chors, dem die Freude am gemeinsamen Tun mit dem Ostfilderner kongenial mitfühlenden Klangkörper deutlich anzusehen war.

Alles, was nicht geheuer ist: Das ist die Sphäre der Tonart c-Moll, die Beethoven für sein drittes Klavierkonzert wählte. Wie auch in der berühmten 5. Sinfonie wird der düstere Charakter genüsslich ausgekostet, aber auch in ein wirkungsvolles Spannungsverhältnis zu lichtdurchwirkten Passagen gesetzt.

Wieder unter der absolut verlässlichen Leitung Alexander Burdas wurde nach der Pause als drittes Werk des Abends der 1. Satz dieses wunderbaren Konzerts gespielt. Herrlich, geradezu herrisch zupackend brillierten das großbesetzte Orchester und der Pianist Gautier Willemin, langjähriger Korrepetitor der Mesnilchantants, als Solist. Er wurde dem nuancenreichen Gehalt wie auch der beeindruckenden, alles fordernden Virtuosität des Werks vollkommen gerecht. Was für ein Forte beim Einsatz des Klaviers nach der Orchesterexposition! Welch schöne, makellose Gestaltung der Kadenz! Mit tosendem Applaus dankte ihm und dem Orchester das begeisterte Publikum.

Ein zweiter Chorblock mit Stücken aus dem Elias beendete nun nicht weniger beeindruckend den Konzertabend.

Zu erwähnen bleibt zum Schluss, dass mit diesem Konzert eine Ära für das Symphonische Orchester Ostfildern zu Ende gegangen ist und Alexander Burda den Taktstock an seinen jungen Nachfolger Joachim Schönball weitergeben wird.

Artikel vom 02.06.2019 © Eßlinger Zeitung von Edda Höfer.