Bild von Annique Göttler mit der Filderharmonie

Die Filderharmonie, das Orchester der Stadt Ostfildern, hat in den vergangenen Jahren immer wieder für unvergessliche und fulminante Konzerterlebnisse gesorgt. Mit ihrem Herbstkonzert knüpften die Musiker unter Leitung ihres Dirigenten Alexander Burda am Samstagabend nahtlos an frühere Erfolge an. Der große Saal im Theater an der Halle war restlos ausverkauft. Und am Klavier brillierte die 17 Jahre alte Annique Göttler. Als vor 20 Jahren an der Volkshochschule in Nellingen ein Musizierkurs gegründet wurde, ahnte noch niemand, dass sich dieses kleine, feine Orchester zu einem Sinfonieorchester mit solch großer Professionalität und Strahlkraft entwickeln würde. 1988 führte Hans-Günther Bauer begabte Erwachsene und Schüler zusammen und besetzte die Stimmführerpositionen mit professionellen Musikern. Im gleichen Jahr wurde der heutige Orchesterverein unter dem Namen „Filderharmonie“ gegründet. Seitdem bereichert das Orchester das städtische Kulturleben mit mindestens zwei großen Konzerten pro Jahr.

Präzise und ohne Bruch

Seit dem Jahr 2005 steht das Orchester unter der Leitung von Alexander Burda. Der Dirigent studierte Schul- und Kirchenmusik sowie Romanistik und Dirigieren in Stuttgart, Paris und Lyon. Aktuell unterrichtet er als Lehrbeauftragter und Gastdozent an den Musikhochschulen in Karlsruhe und Stuttgart. Seine kontinuierliche Arbeit mit dem Orchester trägt viele Früchte. Für das Herbstkonzert hatte Burda die Trias Sinfonie, Sinfonische Dichtung und Solokonzert gewählt und das Thema „Europäische Romantik“.

Den Auftakt machte das Orchester mit Felix Mendelssohn Bartholdys unter dem Eindruck von Naturerlebnissen komponierter Symphonie Nr. 3, a-Moll. Die sogenannte „Schottische“ wurde 1842 uraufgeführt. Der Anfang im Andante war vor allem bei den Bläsern ein klein wenig holprig, aber schnell hatte sich das Orchester gefasst und spielte virtuos, konzentriert und als homogener Klangkörper die verschiedenen Passagen mit unterschiedlichsten Anforderungen. Die Basis des Orchesters ist die große und äußerst präzise agierende Streicherschar. Die beiden Konzertmeister sind Emanuel Pavlic und Matthias Kinzler.

Klar und nuancenreich akzentuierte Burda die vier Sätze, die Bläser setzten markante Akzente und die Melodien wurden präzise und ohne Bruch quer durch die Stimmen geführt. Im Allegro vivacissimo zeigte das Orchester dann eine brillante und von Burda dramaturgisch klug angelegte Höchstleistung. Die Finlandia op. 26 von Jan Sibelius gilt als heimliche Nationalhymne der Finnen, und Burda gelang es, dem viel gehörten Stück voller Emotionalität neue Nuancen zu geben.

Höhepunkt des Abends war Sergei Rachmaninovs Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3, op. 30 in d-Moll mit der 17-jährigen Stuttgarter Klaviersolistin Annique Göttler. Sie hat bereits unterschiedlichste Musikpreise gewonnen und war vor zwei Jahren schon einmal zu Gast in Ostfildern. Sie spielte ebenso unprätentiös wie selbstbewusst und perfekt, sie baute geschickt Spannungen auf, die sie mit viel Gespür wieder auflöste. Die Interaktion zwischen Orchester und Solistin gelang hervorragend, besonders eindrucksvoll waren die technisch makellosen Solopassagen, der Dialog mit Querflöte, Oboe und Klarinette und jene Sequenzen, in denen sich das Solospiel langsam aus dem reichen Orchesterklang herausarbeitete.

Artikel vom 26.11.2012 © Eßlinger Zeitung von Elke Eberle.