Konzert mit exotischem Flair
Symphonisches Orchester präsentiert unkonventionelles Programm unter dem Motto „Afrika“
Wie Öl floss die von Alexander Burda dirigierte Musik zum Film „Der König der Löwen“ in die Gehörgänge der Zuhörer.
Spätromantische Klavierklänge, eine Uraufführung, Filmmusik, und eine spritzige Ouvertüre: Unter dem Motto „Afrika“ überraschte das Symphonische Orchester Ostfildern das Publikum im Nellinger Theater an der Halle mit einem vielschichtigen, recht unkonventionellen Programm.
In seinem fünften, 1896 in Luxor geschriebenen Klavierkonzert, verarbeitete Camille Saint-Saens Eindrücke, die er auf Reisen in Afrika, aber auch weit darüber hinaus, gewonnen hatte. Es entstand ein in der Faktur originelles, emotional spannendes Opus, voller Erfindungsreichtum und Exotik. „Der Solopart eines Konzertes muss als dramatische Figur angelegt und behandelt werden“, sagte Saint-Saens zur Konzeption. Damit war der Pianistin Gabriele Schinnerling, die neben ihrer solistischen Tätigkeit an der Musikschule Renningen unterrichtet, reichlich Gelegenheit gegeben, ihre pianistischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Sie nutzte die Gunst der Stunde, schaffte den Spagat zwischen lyrischem Epos und virtuoser Attitüde mühelos. Den Mittelsatz färbte sie mit differenziertem Anschlag, um dann im Finale nach motorischem Beginn mit makelloser Technik Läufe und Arpeggien zum Leuchten zu bringen. Das Symphonische Orchester Ostfildern begleitete aufmerksam, jedoch gelegentlich auch recht phonstark: Der Klavierpart konnte sich in einigen Passagen nur mit Mühe durchsetzen.
Besser gelang Dirigent Alexander Burda die Aussteuerung der Balance in der eingangs gespielten Musik zum Zeichentrickfilm „Der König der Löwen“. Hans Zimmer hat, in Zusammenarbeit mit dem britischen Musiker Elton John, einen wunderbar melodischen, sehr eingängigen Soundtrack geschrieben, der vom Orchester adäquat umgesetzt wurde. Die unterschiedlichen Stimmungen waren bestens getroffen, die Dialektik zwischen ruhigen Partien und rhythmischen Passagen ergänzte sich bestens zum klanglichen Ganzen - man hörte Musik, die wie Öl in die Gehörgänge der Zuhörer floss.
Etwas herbere Kost servierte Simone Kopp mit „Likizo Njema - Eine musikalische Reise nach Kenia“. Kopp, die früher als Bratscherin im Ostfilderner Orchester mitspielte, blieb zwar stets im Rahmen der Tonalität, verarbeitete verschiedene Reiseeindrücke jedoch mit einer ganz eigenen Tonsprache. Dabei durften Trommeln und Klatschen nicht fehlen, Taktwechsel sorgten für exotisches Flair, und die ausgefeilte Instrumentierung gab jeder Reisestation eigenes Kolorit.
Das Symphonische Orchester Ostfildern nahm sich dieser Musik ebenso engagiert an, wie Gioachino Rossinis Ouvertüre zur Oper „Die Italienerin in Algier“. Nach langsamer Einleitung mit einem von Daniela Zimmer tonschön geblasenen Oboensolo brach sich der südländische Schwung Bahn. Der Esprit der Musik beflügelte die Instrumentalisten zu herrlichen Bläsersoli und homogenem Streichersound. Alexander Burda trieb den Puls vorwärts, die Musik verdichtete sich, nahm Fahrt auf und kulminierte in einer rasanten Stretta: Das Publikum dankte dem Orchester für die fulminante Leistung mit begeistertem Applaus.
Von Rainer Kellmayer, © Eßlinger Zeitung, 09.10.2017